Rezensionen

Visual Effects. Filmbilder aus dem Computer

"Wow, was für ein Buch. Dieses Werk aus der Schweiz hat gute Chancen zum deutschsprachigen Standardwerk für die VFX-Branche zu werden."
Digital Production


"Ich bin einfach begeistert von diesem Buch und glaube mit Fug und Recht sagen zu können, dass es zumindest auf Deutsch keine Publikation gibt, die das Thema Visual Effects auch nur annähernd so umfassend und genau behandelt."
Softimage-Forum


"Die Züricher Filmwissenschaftlerin Barbara Flückiger hat mit ihrer renommierten Untersuchung "Sound Design" bereits ein grundlegendes Werk hinterlassen, an das ihre neue Forschungsarbeit "Visual Effects" hervorragend anschließt."
Ikonenmagazin


"Visual Effects ist für alle ein Gewinn: Für begeisterte Kinogängerinnen und professionelle Bildgestalter, für Theoretikerinnen und Praktiker. Wer die systematische Auseinandersetzung mit dem Thema scheut, kann das Buch auch Querlesen, einzelne Kapitel sind durchaus so geschrieben, dass sie sich auch ohne ihr textuelles Umfeld verstehen lassen: Was ist Bullet Time? Warum haben wir Gollum geliebt, gehasst und bewundert? Wie kam Leonardo die Caprio auf die Titanic? Wer die Grenzen der sprachlosen Bewunderung angesichts der visuellen Effekte durchbrechen will, dem sei Flückigers Buch -- schon jetzt ein Klassiker der Medienliteratur -- ans Herz gelegt."
Veronika Rall in EPD-Film 8/2008


"Die Ausführungen zu den technischen Darstellungsverfahren sind nachvollziehbar geschrieben; mit großer Liebe zum Detail sowie zum Leser werden nahezu alle Erklärungen und angeführten Filmbeispiele mit präzise ausgesuchten Abbildungen illustriert. Eine weitere Tugend ist die ausgeklügelte Anlage des Buchs, das sich - eigentlich paradox für ein Buch - gewissermaßen als interaktives Werkzeug handhaben lässt. Zahlreiche Vor- und Rückverweise mit präzisen Seitenangaben laden zum "Switchen" zwischen den Kapiteln ein, um die Lektüre eigenständig zu vertiefen. Barbara Flückiger hat ein Standardwerk vorgelegt, das allen, die sich für die computergenerierte Bildherstellung interessieren, sehr willkommen sein wird."
Corinna Müller in film-dienst 21/2008


"Digitale Bildgestaltung ist inzwischen ein fester Bestandteil zeitgenõssischen Filmschaffens geworden, ein Großteil der Filme ist als Hybrid zwischen analog und digital zu verstehen. Dennoch hatten und haben Filmtheorie und -wissenschaft erhebliche Schwierigkeiten, theoretisch und konzeptuell angemessen auf die technischen Veränderungen innerhalb der Filmproduktion zu reagieren. Barbara Flückigers Publikation stellt eine Ausnahme dar, sucht sie doch die Veränderungen aus historischer wie pragmatischer Perspektive darzustellen."
Angela Krewani in MEDIENwissenschaft 4/2008


"Akribisch recherchiert und mit Anspruch auf enzyklopädische Vollständigkeit, besticht "Visual Effects. Filmbilder aus dem Computer" durch die Fähigkeit der Autorin, technologisch komplexe Sachverhalte mit dem Instrumentarium der Geisteswissenschaften zu hinterfragen."
Thomas Basgier im Film TV Kameramann 11/2008


"Auch Alfred Hitchcock hatte seine Visual Effects - nur waren die nicht aus dem Computer gezaubert. Wie Filmbilder am Rechner entstehen und wie sie den modernen Film beeinflussen, erzählt Barbara Flückinger in ihrem Buch. Auf über 500 Seiten bekommt man einen Einblick über jede Entwicklungsphase von computergenerierten Bildern. Flückinger stellt aber auch die Folgen für die Branche sowie die Art dar, wie in Zukunft Geschichten auf der Leinwand erzählt werden."
br-online.de


"Das Buch ist gleichermassen wissenschaftliches Nachschlagewerk wie spannende Lektüre für Fachleute und Laien und gehört in jede Filmbuchsammlung."
redaktioncinema.de


"Nach ihrer ebenfalls in der Reihe Zürcher Filmstudien im Schüren Verlag veröffentlichten Arbeit über Sounddesign gelang Barbara Flückiger mit "Visual Effects" eine weitere grundlegende Einführung zu einem viel diskutierten, aber zugleich auch theoretisch vernachlässigten Bereich der Filmtechnik, der maßgeblich die ästhetischen Umbrüche des digitalen Zeitalters prägt. Sowohl als informatives Nachschlagewerk wie auch als umfassende historische Einführung eignet sich das aufschlussreiche Buch, das sich vollkommen berechtigt zum Standardwerk entwickeln könnte."
Andreas Rauscher auf screenshot.myblog.de


"Beim Nachdenken über den Status digitaler Bilder stossen die verschiedenen Disziplinen an ihre Grenzen. Den Praktikern fehlt in der Regel das theoretische Rüstzeug, um über ihre Arbeit zu reflektieren, und Geisteswissenschafter haben meist keine Ahnung von der Technik. Da kommt Barbara Flückigers Buch "Visual Effects. Filmbilder aus dem Computer" wie gerufen, denn es schickt sich an, den Spagat zwischen den Disziplinen zu vollziehen. Flückiger, Gastprofessorin am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich, ist die ideale Kandidatin für dieses Unternehmen; bereits in ihrem Standardwerk zum Sounddesign im Film aus dem Jahr 2001 verstand sie es, umfangreiches technisches Wissen mit einer präzisen Argumentation zu verbinden."
Simon Spiegel in der Solothurner Zeitung


Interview in der NZZ am Sonntag.


Interview in der Saarbrücker Zeitung.


Wow, was für ein Buch. Dieses Werk aus der Schweiz hat gute Chancen zum deutschsprachigen Standardwerk für die VFX-Branche zu werden. Fachlich ansprechend und anschaulich illustriert werden die Geschichte und aktuelle Trends von Visual Effects dargestellt. In einer wissenschaftlichen Sprache geht die Autorin, Professorin für Filmwissenschaft der Uni Zürich, in manch technische Details ohne sich zu verlieren. Anschaulich werden die Techniken der VFX-Szene dargestellt und erläutert. Dabei greift die Autorin nicht auf Standard-Filmfotos zurück, sondern kann aus einem Fundus von Insiderbildern von internationalen Koproduktionen schöpfen. Das Buch ist unbedingt empfehlenswert und gehört auf das Nachtschränkchen zur Nachtlektüre von VFX Artists.

Digital Production, 03:08


Der "Bammes" der Visual Effects

Zugegeben, der Vergleich zu unserem Lieblingsanatomen mag etwas hoch gesteckt sein. Aber das Buch von Prof. Barbara Flückiger teilt mit "Die Gestalt des Menschen" zahlreiche positive Eigenschaften: Zunächst einmal ist es mit 560 Seiten sogar noch dicker und es handelt sein Thema ebenso umfassend ab, auch wenn Flückiger gleich zu Beginn einwirft:

"Eine kohärente, alle Techniken und Phänomene der Visual Effects umfassende Theorie hat es bisher nicht gegeben, und sie ist auch nicht zu erwarten. Denn alles kann zur Visual-Effects-Technik werden. Ist nicht sogar das Kino an sich ein einziger grosser Special Effect, wie Metz behauptet hat?"

Und wie Bammes sich nicht an den Mediziner richtet, ist "Visual Effects. Filmbilder aus dem Computer" nicht unbedingt für den Programmierer/TD gedacht. Der (nur) Künstler dürfte dagegen für eine knappe, präzise Beschreibung einzelner Techniken umso dankbarer sein, die, nicht zuletzt dank dem äusserst genauen Umgang mit Begriffen und übersetzungen, allgemein verständlich bleibt.

Alle beschriebenen Techniken aufzählen zu wollen, würde hier den Rahmen sprengen: Sie reichen vom digitalen Bild über eigentlich alle Aspekte von 3D (inkl. Animation) bis hin zum Compositing. Dabei wird unter dem Begriff der Modellbildung meist ein Vergleich zur Wirklichkeit gezogen und gezeigt, wie physikalische Konzepte beim Generieren von Computer-Bildern vereinfacht/verändert werden, welche Klippen sich damit umschiffen lassen und welche Ästhetik daraus resultiert. Auch wie gemessene Daten in computergenerierte Bilder Einzug halten, wird diskutiert. Ein weiterer Bezugspunkt sind bestehende künstlerische Techniken, allen voran der Film, aber auch die Malerei etc.

Dass Flückiger nur sehr selten auf einzelne Programme eingeht und sich hauptsächlich an den Original-Papers orientiert, trägt weiter zur Verständlichkeit bei. Hier kann es auch wieder für Programmierer interessant werden, da stets angegeben wird, wo diese publiziert und auf dem Internet zu finden sind. Für den Laien gibt es jeweils Further-Reading-Tipps allgemeiner Natur. Die Literaturliste umfasst insgesamt stolze 37 Seiten und ist für sich alleine schon eine wahre Goldgrube.

Die Vermittlung von Technologie ist aber nicht das eigentliche Anliegen Flückigers, sondern die Auswirkungen dieser Technologie auf den Film: Die Technikbeschreibung dient in ihrer Argumentation dazu, Verallgemeinerungen vorzubeugen und schafft eine Grundlage für das Verständnis des zweiten, verstärkt geisteswissenschaftlichen Teils des Buches.

Hier geht es zunächst um den Status des computergenerierten Bildes, und einige Gemeinplätze, die sich darum gebildet haben, werden ins Reich der Mythen verbannt. Weiter gibt Flückiger einen historischen überblick zu digitalen Figuren im Film, sie behandelt grundsätzliche Probleme ihrer Konstruktion sowie dabei verwendete Verfahren und stellt überlegungen zur emotionalen Partizipation des Zuschauers an digitalen Figuren an. Weitere Motive der Visual Effects werden ebenso untersucht wie ihre Integration in den Film - sei es auf ästhetischer oder narrativer Ebene - und dies stets mit einem Auge darauf, wie sich filmische Erzählformen durch visuelle Effekte verändern.

Dieser zweite Teil ist für jemanden, der mit den Geisteswissenschaften überhaupt nichts am Hut hat, etwas schwieriger zu lesen. Anders als (leider) viele Geisteswissenschaftler (oder genauer Medienwissenschaftler) handelt Flückiger als Filmwissenschaftlerin diese Dinge aber anhand zahlloser Beispiele ab (das Korpus der analysierten Filme ist genauso eindrücklich wie die Literaturliste), was wiederum einen starken Bezug zur Praxis herstellt.

Vielleicht liegt es daran, dass Prof. Barbara Flückiger als Sounddesignerin ursprünglich selbst aus der Praxis kommt. Warum dem so ist spielt aber keine Rolle: Ich bin einfach begeistert von diesem Buch und glaube mit Fug und Recht sagen zu können, dass es zumindest auf Deutsch keine Publikation gibt, die das Thema Visual Effects auch nur annähernd so umfassend und genau behandelt.

User kokosmänis im Softimage-Forum


Beim Kinozuschauer provozieren Special Effects gerne einen "Wow!"-Effekt: Meist sind wir, wenn wir Effekte wie die Bullet-Time in The Matrix, Charaktere wie Gollum in Der Herr der Ringe oder die Wiederauferstehung der Titanic im Kino sehen, sprachlos überwältigt. Wir geniessen, wir bewundern, manchmal ärgern wir uns auch -- selten aber können wir das, was wir gesehen haben, tatsächlich in Worte fassen, und kaum je wissen wir, wie ein Effect tatsächlich produziert wird.

Diese Sprachlosigkeit sieht im Heimkino ein wenig anders aus, gerade das Bonus-Material, das uns die DVDs mitliefern, besteht zum grossen Teil aus der Beantwortung der Fragen, die der Film aufgeworfen hat: Wie haben die das bloss gemacht? Welche technischen Errungenschaften haben im Film mitgespielt? Während das Bonusmaterial die technische Leistung gerne mystifiziert, hat sich nun Barbara Flückiger um eine sachliche Aufklärung bemüht, das Ergebnis ist Visual Effects: Filmbilder aus dem Computer.

Das Buch ist ein Schwergewicht. Nicht nur äusserlich, mit seinen über 500 Seiten und zahlreichen Abbildungen; mit einem Glossar, das dem Laien kurz und verständlich Fachbegriffe erklärt und zusätzlich als Index angelegt ist; mit seinem 25 Seiten umfassenden Literaturverzeichnis (es folgen noch ein Filmregister und ein Abbildungsverzeichnis). Schon hier offenbart sich mehr als eine benutzerfreundliche Sorgfalt -- nämlich eine klare Systematik, ein umfassendes Forschungs- und Darstellungsinteresse.

Wenn Barbara Flückiger sich des Themas "Visual Effects" annimmt, hat sie einen Vorteil: Sie ist nicht nur Professorin für Filmwissenschaft in Zürich, sondern als ausgebildete Filmtonmeisterin auch Praktikerin. Wie schon in Sound Design (einer Bestandesaufnahme der Tonspur jenseits des gesprochenen Wortes) verbindet sie den Blick in die Praxis mit der theoretischen Aufarbeitung der Fakten. Das Kinobild, so argumentiert Flückiger, ist heute eine ausgesprochen hybride Angelegenheit, in der sich verschiedenste Techniken mischen, überlagern, ergänzen. Das betrifft sowohl das Zusammenspiel von analogen und digitalen Techniken, aber auch das Zusammenspiel von Produktionsprozessen, die vor der Kamera, in der Kamera aber auch in der Postproduction liegen können. Das ist die erste grobe "Ordnungssystem", das Flückiger vorschlägt, bevor sie sich in einzelnen Kapiteln dem "digitalen Bild", dem "Modellieren", den "Oberflächen und Materialien", der "Animation", der "Beleuchtung" und dem "Rendern" sowie dem "Compositing" widmet. Dabei beschreibt sie nicht nur die älteren und neueren digitalen Techniken, sondern verweist auch immer auf die Geschichte -- "Tricktechnik" ist keine Erfindung des digitalen Zeitalters, sie war schon immer eng mit der kommerziellen oder auch avantgardistischen Filmproduktion verbunden.

Der erste Teil von Visual Effects ist eine einzigartige Fleissarbeit, in die mehrere Jahre an systematischer Forschung geflossen sind. Schon 2000 fing Flückiger an, sich mit digitalen Bildern auseinander zu setzen, später entstanden die Grundlagen der Filmbildanalyse, Flückiger hat bis zu 400 Filme in einer Datenbank erfasst, sie hat sich die Grundlagen der Computergrafik angeeignet und die Fachpresse durchforstet. Der zweite Teil des Buches diskutiert ästhetische, kognitive, wahrnehmungspsychologische Urteile über visuelle Effekte, im Zentrum steht die Debatte um die Faszination am Fotorealismus (dem eine real existierende, äussere Wirklichkeit zugrunde liegt) versus die an der Virtual Reality, einer scheinbaren, der Möglichkeit nach vorhandenen Wirklichkeit. Anstatt nun auf dieser Differenz zu beharren, untersucht Flückiger die Schnittstelle, also die Realität des Virtuellen: Wie stark verweisen digitale visuelle Effekte auf ihre Künstlichkeit? Wann versuchen sie, diese zu verbergen? Wie natürlich oder organisch wirken digitale Figuren?

In diesem Spannungsfeld situiert, ist Visual Effects für alle ein Gewinn: Für begeisterte Kinogängerinnen und professionelle Bildgestalter, für Theoretikerinnen und Praktiker. Wer die systematische Auseinandersetzung mit dem Thema scheut, kann das Buch auch Querlesen, einzelne Kapitel sind durchaus so geschrieben, dass sie sich auch ohne ihr textuelles Umfeld verstehen lassen: Was ist Bullet Time? Warum haben wir Gollum geliebt, gehasst und bewundert? Wie kam Leonardo die Caprio auf die Titanic? Wer die Grenzen der sprachlosen Bewunderung angesichts der visuellen Effekte durchbrechen will, dem sei Flückigers Buch -- schon jetzt ein Klassiker der Medienliteratur -- ans Herz gelegt.

Veronika Rall in EPD-Film 8/2008


Nach ihrem inzwischen zum Standardwerk gewordenen Buch "Sound Design" widmet sich Barbara Flückiger nun ausführlich dem Thema der "Visual Effects" und computergenerierten Filmbilder. Die Autorin ist prädestiniert für ein solches Buch, kommt sie doch sowohl aus der Filmpraxis, in der sie lange Jahre als Filmtonmeisterin gearbeitet hat, als auch aus der Geisteswissenschaft. Mittlerweile lehrt sie Filmwissenschaft an der Universität Zürich. Der Ansatz der Untersuchung ist weit gespannt: Einerseits geht es Flückiger um einen Ausgleich zwischen Geisteswissenschaft und Technik, andererseits aber auch darum, detailreich und genau die Geschichte der digitalen Bildgenerierung nachzuzeichnen, die einzelnen Techniken der Effekterzeugung zu erklären, wobei sie diese an sich darstellt, aber auch die mathematischen Operationen erläutert, auf denen sie basieren. Diskutiert werden auch die Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen Verfahren und ihre Auswirkungen auf die filmische Narration, Dramaturgie, Ästhetik und Rezeption. Flückiger gliedert ihr Buch nach den immer komplexer werdenden Anforderungen an die Generierung digitaler Bilder im Produktionsprozess. Sie beginnt mit dem einfach nachvollziehbaren "Modellieren" von Vektorgrafiken und Rastermodellen, die man als Abbildungen von 3D-Gittermodellen kennt, geht weiter zum Ausgestalten der Modelle, denen im "Texturing" Oberflächen (dem Holz eine Maserung, dem Kopf eine Haut) verliehen werden, sodass ihre Materialität erkennbar wird. Das nächste Kapitel ist der Animation gewidmet, der Erzeugung von möglichst flüssigen Bewegungen, die im "Rendering" dann mit Detaileffekten (vor allem von "Kamerabewegungen" und "Beleuchtung") ergänzt werden. Das Kapitel zum Compositing führt aus, wie einzelne, auf unterschiedlichen Wegen - keineswegs nur digital - erzeugte Bildteile zusammengefügt werden.

Im letzten Kapitel erfährt man, wie die größte Anforderung an die digitale Bildgenerierung, die Simulation des menschlichen Körpers und Gesichts, funktioniert, und wo ihre technischen, ästhetischen und rezeptionsästhetischen Probleme liegen. Die weit gespannte theoretische Diskussion wendet sich einzelnen Theoremen zu, die in Verbindung mit dem jeweiligen Kapitel stehen (von Baudrillards Pessimismus bis zur Wahrnehmungspsychologie und Neurobiologie); das Anliegen ist, zwischen geisteswissenschaftlichen Vorbehalten und Vorurteilen und der Technik zu vermitteln. Der zentrale Teil gilt der Darlegung, Erklärung und Reflexion der vielfältigen Methoden der digitalen Bildgenerierung, die stets auch sehr kundig in ihrer historischen Entwicklung dargestellt werden. Hier besticht die Untersuchung durch eine Ehrfurcht erheischende Sachkenntnis: Rund 400 Filme wurden einbezogen, 180 davon detailliert analysiert und mit Hilfe einer elektronischen Datenbank ausgewertet. In diesen Abschnitten wird man in all die komplexen Verfahrensweisen zur computergenerierten Bildherstellung eingeweiht, die gegenwärtig angewendet werden und sich an den speziellen, jeweils zu erzielenden Resultaten im Film orientieren. Daher werden ständig neue technische Verfahren entwickelt, die aber auch auf vorhandene zurückgreifen und sie modifizieren. Jedes Verfahren wird neu benannt, was zu einer Flut von Fachbegriffen und Abkürzungen führt - ein Glossar erleichtert es, sich zurechtzufinden.

Die Ausführungen zu den technischen Darstellungsverfahren sind nachvollziehbar geschrieben; mit großer Liebe zum Detail sowie zum Leser werden nahezu alle Erklärungen und angeführten Filmbeispiele mit präzise ausgesuchten Abbildungen illustriert. Um nur eines von unzähligen Beispielen zu nennen: Man erfährt und kann sich ansehen, welche Schwierigkeiten sich ergeben, Unschärfen (!) digital zu erzeugen, die man analog nur allzu leicht erzielt. Überhaupt besteht ein löblicher Ansatz des Buchs darin, auch die Stärken der analogen Filmtechnik nicht aus Begeisterung über die neuen Möglichkeiten der digitalen zu vernachlässigen. Eine weitere Tugend ist die ausgeklügelte Anlage des Buchs, das sich - eigentlich paradox für ein Buch - gewissermaßen als interaktives Werkzeug handhaben lässt. Zahlreiche Vor- und Rückverweise mit präzisen Seitenangaben laden zum "Switchen" zwischen den Kapiteln ein, um die Lektüre eigenständig zu vertiefen. Barbara Flückiger hat ein Standardwerk vorgelegt, das allen, die sich für die computergenerierte Bildherstellung interessieren, sehr willkommen sein wird.

Corinna Müller in film-dienst 21/2008


Spiel mit dem Auge

Kaum ein anderes Thema erscheint so präsent in aktuellen Debatten über die Zukunft des Kinos und dennoch zugleich theoretisch so diffus wie die Diskussion über die Auswirkungen und Möglichkeiten des digitalen Kinos. Einerseits werden seit Jahren die gleichen kulturpessimistischen Bestandsaufnahmen vom Ende des Kinos gepflegt, die neben einer völlig nachvollziehbaren cineastischen Nostalgie, auch eine latente Sehnsucht nach jener Zeit verraten, als die Welt angesichts des digitalen "Terminator 2" in farbenfrohem Cinemascope noch schön schwarzmalerisch unterging. Diese Überlegungen tendieren, wie die Filmwissenschaftlerin und Praktikerin Barbara Flückiger treffend anmerkt, häufig dazu, vom digitalen Bild an und für sich zu sprechen, ohne zu differenzieren oder überhaupt genauer auf die sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen des thematisierten Gegenstands zu blicken.

Auf der Seite der praxisbezogenen Produktionsberichte, wie sie sich auf zahlreichen DVD-Special Editions und in Fachmagazinen finden, herrscht umgekehrt eine Fixierung auf die neuen Möglichkeiten der technischen Ausstattung vor. Innovative Problemlösungen für digital generierte Hintergründe und gescannte schauspielerische Leistungen werden ausgiebig dokumentiert und gewürdigt. Eine kritische Auseinandersetzung über die veränderte ästhetik bleibt weitgehend aus oder tendiert, wie in einigen Neue Medien-Sammelbänden, zu Überakzentuierungen, die dem Fatalismus der Kulturpessimisten eine unreflektierte Affirmation entgegensetzen, die besser in das goldene Zeitalter der Pulp-Science Fiction als in eine medientheoretische Analyse passt.

Die über fünfhundert Seiten umfassende und dennoch übersichtlich strukturierte Studie von Barbara Flückiger über die Geschichte der "Visual Effects" vermeidet konsequent diese Sackgassen und widmet sich stattdessen auf kenntnisreiche Weise der Entwicklung der visuellen Effekte in den letzten Jahrzehnten und deren verschiedenen Einsatzgebieten. Im Unterschied zu meistens am Set selbst durchgeführten Special Effects bezieht sich der Begriff Visual Effects meistens auf die nachträgliche Bildbearbeitung und die Ausgestaltung der optischen Tricks. Der Übergang zwischen analogen Techniken wie Matte Paintings und digitalen Animationen, die zunehmend in Form der Animatics auch das klassische, comichafte Storyboard ersetzen, gestaltet sich überraschend fließend.

Schlüsselbegriffe wie Rendering, Keyframe-Animation und Motion Capturing, die von filmtheoretischen Grundsatzdebatten bis hin zu aktuellen Filmkritiken immer wieder auftauchen, werden anschaulich erläutert. Die Entwicklung der jeweiligen Effekttechniken lässt sich außerdem mit Hilfe des sorgfältig ausgewählten Bildmaterials gut nachvollziehen.

Nach ihrer ebenfalls in der Reihe Zürcher Filmstudien im Schüren Verlag veröffentlichten Arbeit über Sounddesign gelang Barbara Flückiger mit "Visual Effects" eine weitere grundlegende Einführung zu einem viel diskutierten, aber zugleich auch theoretisch vernachlässigten Bereich der Filmtechnik, der maßgeblich die ästhetischen Umbrüche des digitalen Zeitalters prägt. Sowohl als informatives Nachschlagewerk wie auch als umfassende historische Einführung eignet sich das aufschlussreiche Buch, das sich vollkommen berechtigt zum Standardwerk entwickeln könnte.

Andreas Rauscher auf screenshot.myblog.de


Digitale Effekte gehören längst zum gängigen Handwerkszeug Hollywoods. Für die Geisteswissenschaften stellen sie allerdings ein Problem dar, denn mit den "Bildern aus dem Computer" scheinen einige Grundannahmen der Filmtheorie ungültig. Auf einmal ist das, was wir auf der Leinwand sehen, nicht mehr eine Abbildung dessen, was vor der Kamera geschah, sondern das Produkt von Nullen und Einsen. Oder ist der Unterschied vielleicht gar nicht so grundlegend? Wird durch die digitale Technik nur augenfällig, dass das filmische Bild nie wirklich referenziell war?

Beim Nachdenken über den Status digitaler Bilder stossen die verschiedenen Disziplinen an ihre Grenzen. Den Praktikern fehlt in der Regel das theoretische Rüstzeug, um über ihre Arbeit zu reflektieren, und Geisteswissenschafter haben meist keine Ahnung von der Technik. Da kommt Barbara Flückigers Buch "Visual Effects. Filmbilder aus dem Computer" wie gerufen, denn es schickt sich an, den Spagat zwischen den Disziplinen zu vollziehen. Flückiger, Gastprofessorin am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich, ist die ideale Kandidatin für dieses Unternehmen; bereits in ihrem Standardwerk zum Sounddesign im Film aus dem Jahr 2001 verstand sie es, umfangreiches technisches Wissen mit einer präzisen Argumentation zu verbinden.

In dem gut 500 Seiten starken und erfreulich reich bebilderten Buch geht es um zweierlei: Einerseits stellt Flückiger zahlreiche Verfahren digitaler Bilderzeugung wie Shader, Bump Maps und Partikelanimation vor. Im zweiten Teil steht dann die theoretische Reflexion im Vordergrund. Zentral ist hierbei das umfangreiche Kapitel "Abbildung", in dem sich Flückiger dem Status digitaler Bilder widmet.

Wie schon das Vorgängerbuch ist auch "Visual Effects" nicht dazu gedacht, am Stück von vorne nach hinten gelesen zu werden. Es ist eher als Nachschlagewerk aufgebaut, in dem man sich gezielt zu einem bestimmten Verfahren informieren kann und über die zahlreichen Querverweise zu angrenzenden Themen findet. In den technischeren Kapiteln werden sowohl Geschichte, Funktionsweise als auch die ästhetischen Aspekte der verschiedenen Verfahren dargestellt. Zwar gelingt es Flückiger hier nicht immer gleich gut, die heikle Balance zwischen technischer Exaktheit, Knappheit und Lesbarkeit zu halten, doch insgesamt steht ihr Buch, sowohl was die inhaltliche Fülle als auch das Niveau der Reflexion betrifft, ziemlich einsam da. Dank seinem lexikonartigen Aufbau ist es sowohl für Praktiker als auch Wissenschafter lohnenswerte Lektüre und dürfte wohl ebenfalls schnell zum Referenzwerk avancieren.

Simon Spiegel in der Solothurner Zeitung vom 24. Januar 2009